Tauwetter

Ist es nicht erstaunlich, wie schnell sich das Wetter ändern kann? Eben noch hatten wir Minusgrade im zweistelligen Bereich. Die Luft klirrte vor Kälte und zwickte schmerzhaft in die roten Wangen. Die Eiszapfen hingen meterlang an den Dachrinnen und der Schnee türmte sich an den Straßenrändern zu gewaltigen Bergen.

Aber nur wenige Tage später hat sich alles verändert. Das Thermometer ist im Rekordtempo in die Höhe geschnellt. Die Schneeberge sind verschwunden und die harten Eispanzer haben sich in lustig tanzende Tröpfchen verwandelt. Die Luft streicht angenehm übers Gesicht und duftet nach Frühling. Nicht mehr lange und die Welt erwacht zu neuem Leben.

 

„Tauwetter“ – so nennen wir das, was da gerade passiert. Ich bin erstaunt, welche verändernde Kraft da zum Wirken kommt. Und sie betrifft nicht nur den Schnee und die Natur. Auch in meinem Gemüt hinterlassen die wärmenden Sonnenstrahlen und die milde Frühlingsluft deutlich ihre Spuren. Die Winterstarre muss weichen.

„Tauwetter“ – ja, das wünsche ich mir auch für unser Land. Für die Gesellschaft und für meine Gemeinde. Lange genug haben wir „Winterschlaf“ gehalten. Das Leben war heruntergefahren, Kontakte minimiert und manche Gemeinschaft und Freundschaft ganz und gar auf Eis gelegt. Der Pulsschlag des Lebens war deutlich verlangsamt. Aber Eiszeiten gehen vorbei genauso wie der Winter. Das hat Gott in seiner Weisheit so bestimmt.

Mag sein, dass ich es nicht groß beeinflussen kann, wann in der Natur das Eis zu schmelzen und die Blumen zu blühen beginnen. Da braucht es eine gute Portion Geduld und Gelassenheit. Aber für mein Umfeld und die Welt, in der ich lebe, sieht das anders aus. Da habe ich durchaus einen Einfluss, wann und wie stark sich „Tauwetter“ einstellt.

 

Der Apostel Paulus motiviert mich dazu mit vier kurzen Sätzen (Philipper 4,5-6):

Lasst alle sehen, dass ihr herzlich und freundlich seid. Denkt daran, dass der Herr bald kommt.

Sorgt euch um nichts, sondern betet um alles. Sagt Gott, was ihr braucht, und dankt ihm.

 

Als Christen und Gotteskinder tragen wir eine Wärme in uns, die das dickste Eis zum Schmelzen bringen kann. Es ist die Liebe Gottes und die belebende Kraft seines Heiligen Geistes. Harte Mauern müssen weichen, wo Gottes Liebe hinfällt. Erfrorene und erstarrte Beziehungen werden zu neuem Leben erweckt. Dazu will Gott dich und mich gebrauchen.

 

Wo immer wir gehen und stehen, können wir für „Tauwetter“ sorgen: durch ein liebevolles Wort, den ersten Schritt zur Versöhnung nach einem Streit, ein offenes Ohr oder einen freundlichen Blick. Auch ein Gebet oder Segen für einen Menschen kann eine ganze Welt verändern.

So viel ist uns geschenkt. Lasst es uns weiter verschenken. Gott ist da, wo du bist.

 

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