Fehlschüsse im Glauben

(eine Andacht von meinem geschätzten Kollegen Robert Schneider aus Annaberg) 

Kürzlich hatte ich eine Erkenntnis über den biblischen David (1. Samuel 17). Er hatte es geschafft, den schrecklichen Goliath mit einem einzigen Schuss seiner Steinschleuder zur Strecke zu bringen. Was für ein Spektakel vor den Augen der furchtsamen Soldaten Israels, als der Hirtenjunge den barbarischsten aller Gegner bezwang. Mit nur einem Schuss! 

Mir fiel jedoch auf, dass David kaum entmutigt oder überrascht gewesen wäre, wenn dieser Schuss nicht gesessen hätte. Schließlich hatte er 5 Steine aus dem Bach mitgenommen und nicht nur einen. Siegesgewiss war er zwar angetreten: »Heute wird der HERR dich in meine Hand ausliefern«, rief er dem blutrünstigen Lästermaul zu. Dabei war für David aber gar nicht klar, ob ́s beim ersten Versuch klappen würde. Er ging im Glauben an die Aufgabe, plante dabei aber wie selbstverständlich Fehlschüsse ein. Er rechnete mit der Kraft Gottes, aber auch mit eigenem Versagen auf dem Weg zum Sieg. 

Das eine widerspricht dem anderen nicht, sondern ist blanker geistlicher Realismus. Anders geht ́s bei niemandem zu. Es braucht auf allen Etappen unseres Lebens eine Perspektive des Glaubens, die fest im Willen Gottes gegründet ist. 

Zugleich aber sollte es niemanden ernsthaft irritieren, wenn wir auf dem Weg dahin womöglich mehr Fehlschläge als Treffer landen. Hauptsache, der Letzte sitzt. Wir sollten dergleichen getrost einkalkulieren, ohne dass das etwas mit Unglauben zu tun hätte. Wenn ́s mal glatt läuft, na prima! Aber wenn es mehrere Anläufe braucht, auch kein Problem. Dafür haben »Glaubenshelden« eben 5 Steine im Gepäck und nicht nur einen. 

Winston Churchill sagte: »Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.« Davids Sohn Salomo schrieb völlig sinngleich: »Der Gerechte fällt siebenmal und steht doch wieder auf [...]« (Sprüche 24,16). Lasst uns entspannt mit schwachen und schrägen Schüssen umgehen, die durch uns oder andere abgefeuert werden. Aber lasst uns nie die Kraft und siegreiche Gnade Gottes aus den Augen verlieren! Gott vollbringt die Siege auf dieser Welt zwar durch unsere Hand, aber nicht aufgrund unserer Hand, sondern in seiner Güte. 

 

Gottes reichen Segen wünscht Euch

Euer Matthias Scheel 

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