Liegenlassen

Wenn der Freitag kommt, steigt bei mir der Druck. Ich merke, was ich alles noch nicht geschafft habe von meinem Wochenprogramm. So viel muss heute noch werden... Entsprechend lang ist meine Freitags-To-Do-Liste. Jetzt aber los!! Der Sabbat steht vor der Tür.
Irgendwann stelle ich dann aber frustriert fest: Unmöglich, das alles zu schaffen. Selbst wenn ich bis Sonntag durcharbeiten würde, wäre es wohl immer noch zu viel. Aber jetzt ist Sabbat. Kann ich mich darauf einlassen? Schaffe ich es, Telefon und Computer ruhen zu lassen und meine Gedanken vom Arbeitsmodus runter zu fahren, wenn so viel noch unerledigt und unfertig ist? Es fällt mir schwer...
„Achte den Sabbat und halte ihn heilig, wie der HERR, dein Gott, es dir geboten hat. (...) “ (5. Mo 5,12)
Das Wort Sabbat ist verwandt mit dem hebräischen Verb für aufhören oder ruhen. Gott setzt im Sabbatgebot unserem leistungsorientierten Aktionismus eine klare Grenze: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun; der siebente Tag aber ist ein Sabbat für den HERRN, deinen Gott. Da sollst du keinerlei Arbeit tun.“ (5.Mo 5,13).
Ja, vielleicht fühlt sich Sabbat feiern manchmal wie ein Wagnis an. Ich höre auf. Lass mein Tagesprogramm ruhen, ohne zu wissen, was werden wird. Aber nur, wenn ich mich auf dieses Wagnis einlasse, gebe ich Gott Handlungsraum. Erst dann erlebe ich, dass mein Tun gar nicht so entscheidend ist, wie ich immer denke. Dass sich die Welt auch ohne meine Aktivität weiterdreht. Und nur, wenn ich einen radikalen Abbruch zulasse, schenke ich Gott wirklich Vertrauen über mein Leben. Ich brauche den Sabbat, um mich daran immer wieder neu zu erinnern und Gottes Tun wahrzunehmen.
Und noch eine zweite Sache wird mir bewusst: Der Sabbat ist auch ein Tag der Freiheit. Vor allem die Begründung des Sabbatgebots in 5.Mo 5,15 macht das deutlich: „Denke daran, dass du Sklave gewesen bist im Land Ägypten und dass der HERR, dein Gott, dich von dort herausgeführt hat mit starker Hand und ausgestrecktem Arm. Darum hat dir der HERR, dein Gott, geboten, den Sabbattag zu halten.“
Gott will unsere Freiheit. In jeglicher Hinsicht. Freiheit vom Leistungsdruck und Geltungsdrang. Freiheit von Kontrollsucht und religiösem Regelzwang. Freiheit vom ewig schlechten Gewissen. Freiheit zum wahren Menschsein als Gotteskind – das ist es, was Gott sich für uns wünscht, und wofür er alles eingesetzt hat. Was für ein fantastisches Geschenk!
Dafür danke ich Gott, und schalte getrost meinen Computer aus. Na wenigstens die Andacht ist noch fertig geworden. Auch das ist ein Geschenk. Danke Gott! Jetzt ist Sabbat.
Gottes Schutz und Segen wünscht
Euer Matthias Scheel